Auf dem Markt in Agadir:
In einem Warenhaus:
16. November. Tiznit.
Wir übernachten auf dem städtischen Campingplatz. Die Plätze sind immer noch fest in der Hand von Rentnern die mit ihren Wohnmobilen im Marokko überwintern. Von der anderen Seite der hohen Mauer plärrt ein Lautsprecher die immer gleichen Lieder: Ententanz, Lambada, Mambo-Nr.5, alte französische Partylieder der 70er Jahre, dann wieder ein Stück Techno, das arabisches Lied wird immer gestoppt. Nachdem wir den Zyklus etwa vier mal ertragen haben, nimmts uns Wunder. Aha, ein eingezäunter Kinderspielplatz mit Eisenkarussel und Klettergerüst. Uns ists von draussen schon zu laut. Warum muten diese Mütter ihren Kindern diesen Krach zu? Wie hies die Theorie von CG. Jung? "Lärm als Kompensation der Angst"! Auch schon zum zweitenmal auf einem Camping aufgefallen: Der rechte Lichtschalter ist für die linke Toilette und der linke Schalter für die rechte. Heute war wieder einmal ein Besuch beim Schlosser auf den Program. Hut ab
vor dem Geschick dieser Handwerker. Mit so wenig und so abgenutzdem
Werkzeug noch etwas gerades und funktionierendes zusammen zu braten. Zuhinterst im lichtlosen Raum steht eine Ständerbohrmaschine. Einen Bohrfutterschlüssel gibt es nicht. Bohrer auch nur zwei. Mit zwei spitzen Eisen wird an der Verzahnung des Futters gehebelt. Voila, schon offen. Mit Karton und Zange wird das Eisen beim bohren festgehalten. Die Kreissäge hat das Blatt einer Trennscheibe montiert. Also trennen und schleifen an der selben Säge. Der Boden ist auch Eisenlager. Der Junge der uns hilft balanciert mit seinen Flip-Flops darüber. Der Rollmeter ist das genauste Messinstrument. Draussen liegen drei selbst hergestellte LKW-Heckklappen zum richten bereit.
Dienstag 18. November
Schlagen unser Lager ein paar hundert Meter neben der Strasse die von Tan-Tan nach Tarfaya führt auf. Ein mit Steinen und Sand/Lehm (?) gemauerter, unvollendeter Bau soll uns vor dem Wind schützen. Wegen der angefangenen Milchpackung, entscheiden wir uns für Omeletten mit Hackfleisch. Der Wind bläst den Windschutz des Kochers ständig um. Die Omeletten drohen beim wenden davongeweht zu werden. Und wer sein nächstes Omelett erhält, muss zuerst seinen Teller vom Sand befreien. Entscheide mich nur mit Matte und Schlafsack zu schlafen. Der Wind legt sich, Sternlein stehn am Himmel, Voila zwei Sternschnuppen, Wunsch gewünscht, gute Nacht. Lastwagen röhren durch die Nacht, ein Moskito schaut vorbei, morgens taufeuchter Schlafsack. Viertel nach Sieben Sonnenaufgang, Schlafsack an die Sonne legen, WC Rolle schnappen.
Bei einem Tankstop beobachten wir wie ein Geier mit einer Steinschleuder erlegt wird:
In der Kueche eines Tankstellenrestaurantes sind mehrere Gasbrenner aneinandergereiht. Darauf stehen spezielle Gefaesse zum garen von Tajine. Tajine ist gegartes Fleisch, Kartoffeln, Gemuesse und wird im Kochgefaess serviert.
Samstag 22. November
In der Westsahara, einem von Marokko besetztem Gebiet sind nun vor und nach den wenigen Städten Strassensperren bei denen die immer gleichen Fragebogen auszufüllen sind. Wir haben schon zuhause auf einer Website mit Länderinfos eine Vorlage der Fragen gefunden. So brachten wir sie schon ausgefüllt von zuhause mit. Nun sehen wir auch Schilder die vor Mienen abseits der Strassen warnen.
Je näher wir zur Grenze kommen, desto mehr Militärposten sehen wir diskret im Gelände platziert. Den ersten bemerken wir erst als wir eine kurze Pause einlegen. Mitten aus dem Nichts rollt ein Militärjeep mit zwei Soldaten heran.
Der eine macht mit seinem Handy ein Gruppenfoto von uns. Kurz vor der Grenze, neben einem Sendeturm mit Militär, stehen auf einem Platz Mercedes Taxis. Deren Fahrer haben sich hier für die Nacht zusammengefunden.
Nachdem wir uns auch dazugesellen, erscheint ein Mann im Traineranzug der sich als Maior und Kommanant des Fort vorstellt. Er heisst uns willkommen und sichert uns zu das wir hier sicher seien. Anderntags stehen wir bald vor der Grenze, plemmpern noch beim Cafe rum, schauen wie die Kolone vor der Zollabfertigung länger wird, aus dem Restaurant klingen die guten alten Hits von Cat Stevens herrüber. Auf geht’s. "Fiche" ausfüllen, Töff vorfahren, Pass und Fiche bei der Police abgeben, warten. Nebenan müssen LKW Fahrer ihre Camios abladen, Stichprobe! Einem Franzosen durschstöbert der Drogenspürhund seinen alten Car mit Beschriftung eines Skigebietes. Die Sonne scheint, eine Stunde vorbei. Ein Beamter trägt ein Kistchen mit verschiedenen Früchten ins Büro. Wir sind an der Reihe, Voila der Ausreisestempel ist drin. Rüber ins Büro der Douane. Der Beamte schwärmt von der Schweiz, Stempel drauf. Nun seien wir fertig, also Klamoten anziehen, 20 Meter fahren, aha die Chandarmerie. Wir erhalten eine Nummer und warten in der Sonne. Nachdem auch das erledigt, ist fahren wir über die holprige Piste zum 4 Km entfernten Grenzposten Mauretaniens. Hier geht alles zügig voran, noch die marokkanischen Dirham im mauretanische Ouguja wechseln, eine Haftpflichtversicherung abschliessen und schon sind wir auf den letzten Kilometern bis Nouadibouh. Rechts sehen wir die Geleise des "Erzzuges". Plötzlich taucht der Zug hinter einem Hügel auf. Vollbremsung, Helm weg, rennen, fotografieren, staunen.
Drei Lokomotiven ziehen Gütterwagen ohne Ende.
Der Zug ist mehrere Kilometer lang und fährt gemächlich Richtung Norden um dort mit Eisenerz beladen zu werden.
Nouadhibou:
Donnerstag 27. November
Habens nun endlich mal auf eine Piste geschafft.
Reifendruck auf 1-1,5 bar ablassen und das fahren im Sand beginnt Spass zu machen.
Abends suchen wir einen der "Auberge Camping" genannten Schlafplätze auf. Sie liegen meist neben der Strasse und haben ein paar Zelte zum schlafen. Ein Mann im traditionellen Gewand begrüsst uns. Als wir nach dem Übernachtungspreis fragen ruft er seine Frau, siehe bestimme den Preis. Sehr selbstbewusst und uns mit misstrauischem Blick abschätzend trägt sie ihm auf, uns den Preis mitzuteilen. Nach dem wir den Raum bezogen haben, wird uns dreimal Tee in kleinen Gläsern serviert. In einem separaten Zelt können wir uns mit Becher und einem Kübel voll Wasser waschen.
Freitag 28. November. Unabhängigkeitstag Mauretaniens.
Im ersten grösseren Ort, ca. 200km von Nouakchot entfernt möchten wir tanken. Die 5 Tankstellen im Ort haben nur Gasoill, d.h. Diesel. Benzin erhalten wir aus Kanistern bei zwei Läden auf dem Markt. Was wir schon gehört haben scheint sich zu bestätigen: Afrika hat auf Diesel umgestellt. Überall sind wir von Jugendlichen umringt. Wikipedia sagt: "...Im Jahre 1985 waren ca. 72% unter 30 Jahren, und 46,4% unter 15 Jahren alt...". Vor der Bäckerei springen Kinder um uns herum, drei testen den Töffhandschuh an meiner linken Hand, ein anderer drückt an der Jacke herum.
Der Junge von der Bäckerei scheucht die Kinder zwischendurch mit einer Eisenstange weg. Zügig gehts im Gegenwind nach Atar hoch. Dort springen sofort Männer auf uns zu um uns etwas verkaufen zu wollen. Langsam wird es uns zu bunt.
29.11-2.12 Chinguetti
Chinguetti ist bekannt für seine 5 kleinen Bibliotheken. Die ältesten Bücher stammen aus dem 13. Jahrhundert.
Hier geniessen wir auch nach einem Kamelritt den Sonnenuntergang auf einer der vielen Dünen. Wir wollen eine schöne aber schwierig zu erkennende Piste Richtung Süden fahren. Wir versuchen deshalb einen 4x4 Wagen mit Fahrer zumieten. Er soll uns Führer und unser Gepäck transportieren. Klingt einfach, aber nach einem gescheiterten Versuch für eine andere Strecke sind wir vorsichtig. Nach einem nervigen Tag sind wir auch hier gescheitert. Protagonisten der Tragödie waren ein Mann dessen Familie jene jahrhunderte alten Bücher besitzt für die Chinguetti berühmt ist und der uns die Tour mit dem 4x4 Auto offeriert. Desweiteren sein Freund und im Verlauf des Tages zu seinem ehemaligem Freund werdend: Der Chef unserer Herberge, der als Preisbrecher ebenfalls behauptete diese Tour anbieten zu können. Dann war da noch der schielende Besitzer eines 4x4, Verbündeter des Herbergchef´s. Der Schielende war aber nicht zur rechten Zeit mit 4x4 bereit. Die Tatsache das wir den bezahlten Vorschuss nach einem halben Tages warten nicht zurückerhielten, verführte uns dazu die lokale Gendarmerie aufzusuchen. Freudig angeführt vom Bücherbesitzer der nicht müde wurde den Herbergschef als Dieb zu bezeichnen und uns versicherte ruckzuck einen 4x4 zur Hand zu haben.
Auf dem Posten der Gendarmerie bemühten sich zwei Gendarmen und ihr Vorgesetzter um eine Lösung. Alle blieben ausgesucht höflich und nachdem wir fast alles Geld zurück erhielten zogen wir erleichtert und verschwitzt von dannen. Hier ist auch der Moment um einmal die Hilfsbereitschaft der Polizisten und Gendarmen dennen wir bisher in Marokko und Mauretanien begegneten zu loben. In Marokko waren die, meistens an Strassenkreuzungen und in Verkehrskreiseln Dienst tuenden, Polizisten eine grosse Hilfe um den Weg zu finden. Und auch an den Grenzen verlief alles korekt. Erst beim vielleicht schon zwanzigsten Checkpoint kurz vor Mali begegneten uns die ersten Beamten die um Geschenke bettelten.
(3.12.08
Wild campen nach Aleg in der Nähe eines Zeltes mit Ziegen. Alten Mann gefragt. Besitzer des Landes. Erste Malariatablete.)
4.12.08 Nach Kiffa
Wir fragen bei einer kleinen Siedlung nahe der Strasse ob wir hier unsere Zelte aufschlagen dürfen.