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28. Januar 2009 3 28 /01 /Januar /2009 13:54

5.Januar 2009 Freetown, Sierra Leone.

Wikipedia:

·         1787 errichteten britische Philanthropen für befreite Sklaven die Niederlassung Freetown, die 1808 britische Kronkolonie wurde. Am 27. April 1961 erhielt das Land die Unabhängigkeit im Rahmen des Commonwealth.

·         Die ehemalige britische Kolonie belegt seit Jahren den letzten Platz auf der Liste des UNDP, gleichbedeutend mit dem Status des am wenigsten entwickelten von 177 untersuchten Ländern. Nach einem Jahrzehnt blutigen Bürgerkrieges ist das Land nun mit seinem Wiederaufbau und der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte beschäftigt.

Aufgewacht mit verspanntem Rücken. Liegt wohl am Ventilator der die ganze Nacht warme Luft herumbläst. Apropos Ventilator. Synchron zur Helligkeit der Glühbierne verändert er seine Drehzahl. Da ich ja ein neugieriger Mensch bin, messe ich die Netzspannung an der Steckdose. Gemäss Länderinfo hat Sierra Leone 230 Volt Netzspannung. Davon "tröpfeln" hier nur zwischen 130-170 Volt aus den Leitungen! Aha, im Unterschied zu  Conacry wo der Strom stundenweise "fliesst", wird in Freetown der ganze Strom gleichmässig über die 24 Stunden verteilt. Und so rattert überall dort wo´s wichtig ist ein Benzingenerator. Neben der 1x1 meter grossen Nigeria-Sopaopera Verleihbarake oder  vor der einzigen Bank im Land mit Visa Bankomat. Der Generator, so gross wie ein LKW Motor raucht und hämmert direkt neben dem Eingang zur Bankfiliale. Mein Interesse gilt dem ATM. Nach 600´000 Leons ist Schluss. Aha, drinnen wird am Gerät gearbeitet. Nach einer Stunde hab ich meine 1,2 Millionen.

Donnerstag 8.1.

Nach der gestrigen Abreise aus Freetown und dem entäuschenden Besuch einer Flussinsel mit der "höchsten Konzentration von Primaten" (ein Affe für 4 Sekunden in 50 Meter Entfernung gesehen) versuch ich noch den Grenzübertritt nach Liberia zu schaffen.

 Die Piste ist voller ausgetrockneter Wasserlöcher und das dauernde rauf und runter, oder links und rechts vorbeifahren braucht seine Zeit. So komm ich erst um Vier Uhr an der Grenze an. Die vorgelagerten Checkpoints der Polizei mit den freundlich aber bestimmt ein Geschenk einfordernden Polizisten sind nichts neues. Der Trick mit Zigaretten funktioniert nur beim zweiten Posten. Der erste Polizist erklärte mir das rauchen
ungesund sei, er jedoch immer Hunger hätte. Auf dem grossen Polizeiposten an der Grenze kann ich auch gleich meine 500´000 Leons in 10´000 Libertis wechseln. Zwei freundliche Polizisten machen aus vielen 5er, 10er, 20er und nur wenigen 50er und 100er Noten schöne 100er Bündel die dann zu 1000er Packen gestapelt werden. Wohin bloss mit all dem Papier? Customs ist schnell erledigt. Immigration auch, nun ist es schon Fünf. Eine Polizistin rät mir, heute noch hier zu schlafen. Ich bin schnell überzeugt. Das Guesthouse für umgerechnet 3,5 Dollar ist den Preis wert. Sogar mein Motorrad wird in einem grossen Saal eingeschlossen. Nach Dusche und dem vertelefonieren des Guthabens der SIM Karte (funktioniert in Liberia nicht) schliss ich mich drei Diamantenhändlern an die unterwegs zu einem Essensstand sind. Sie logieren im gleichen Guesthouse wie ich. Später komme ich mit einem Polizisten ins Gespräch der nach Feierabend im Laden eines Freundes aushilft. Er gibt den Lohn eines Polizisten mit 250´000 Leons an. Diesen Betrag hab ich auch schon gehört, könnte also richtig sein. Das wären dann 83 $ Monatslohn. Gearbeitet wird sieben (!) Tage die Woche von 7.45 - 15.00 Uhr.

Einreise Liberia


Montag 12. Januar

Nach zwei Tagen auf einem Campingplatz am Meer nun schon unterwegs in die Elfenbeinküste.

 Harald und Adisa, er Baden-Würthenberger, sie Liberianerin haben einen traumhaften Platz für ihren Camping ausgesucht. Nun muss nur noch Liberia als Ferienziel entdeckt werden. Noch wird das Land von der kriegerischen Vergangenheit belastet.

Überall sieht man die weissen Fahrzeuge der UNMIL (
United Nations Mission in Liberia) des IKRK und vieler Hilfswerke. An wichtigen Verkehrpunkten stehen Blauhelmsoldaten. An den Camps der Uno sieht man welche Länder sich an der UNMIL beteiligen: Pakistan, Bangladesh, Bulgarien, Nigeria, Äthiopien. Grosse Tafeln belehren die Menschen über Malaria, Hände waschen, Kindsmisshandlung, Vergewaltigung, Recht zu wählen, Steuern zahlen, Landbesitz, AIDS, bessere Zukunft, Schulbildung etc.

Ich übernachte in einem Guesthouse in Sanniquelli, dem Geburtsort der OAU. 

13. Januar

Die Piste zur Grenze ist voller ausgetrockneter Wasserlöcher und ein ewiges auf und nieder.

 Die Ausreiseformalitäten sind schnell erledigt. Restliche "Libertis" in Franc CFA umgetauscht. Unter den interessierten Blicken der UNO Soldaten aus Bangladesh holpere ich über die Holzbrücke in die Cote d´Ivoire. Dort stehen junge Männer in T-Shirt und Trainerhosen vor dem Grenzposten.

 Sie gehören zur "Nouvelle Force" die gegen die Regierung im Süden gekämpft haben. Zurzeit ist alles ruhig, mein Pass inspiziert, die Anzahl Gänge sowie der Tankinhalt meines Töff mitgeteilt und so kutschiere ich freudig staubig dem nächsten Checkpoint entgegen. Hier beginnt aufs neue das bisher meist angenehme Zusammentreffen mit den Vertretern der Macht im Land. Ich soll mich in der nächstgrösseren Stadt "presenté a la police". Das tu ich und bin nun offiziell eingereist. Aha, auch die Marokkaner haben der UNO Soldaten gestellt.

14. Januar, Yamousoukro


Wenn ihr mal in der Nähe seit, dann besucht doch d
ie Basilika Notre-Dame-de-la-Paix in Yamoussoukro. Sie ist das größte Kirchengebäude der Christenheit. Mit dem Kreuz auf der Kuppel ist der Bau 158 Meter hoch.

Für mich schon der zweite Besuch. Das Vorbild im Vatikan (Den Petersdom) hab ich noch nie gesehen. Eigentlich schon etwas peinlich. Zügig geht’s danach weiter Richtung Abidjan. Über 100 km sogar auf zweispuriger richtunggetrennter Schnellstrasse. Autobahn wäre das falsche Wort. Den obschon neuere Limousinen (BMW halt) mit 150 Sachen vorbeiziehen, sind doch am Strassenrand Bauern mit Bananen und Holz auf Kopf und Velo unterwegs. Vor der Millionenstadt Abidjan frag ich einen jungen Gendarm wie ich am besten durch die Lagunenstadt durchfahre.


15.Januar.

Nach einer Nacht in Grand Bassam, einem Städchen das für einige Jahre Sitz der französischen Kolionialverwaltung war, ist  Ghana angesagt. So gefällt es mir: Bankomat mit PLUS Symbol schon 50 m nach der Grenze. Abends dann in Elmina geniesse ich nach über 18 Jahren mein erstes Bierchen in Ghana!

Wikipedia: "Elmina wurde 1482 als portugiesisches Fort und erster europäischer Militär- und Handelsstützpunkt südlich der Sahara angelegt."
Nach einigen Auseinandersetzungen war der Pachtvertrag mit dem lokalen Ashanti Koenigreich dann in den haenden der Briten. Diese kauften dann den Ashanti Afrikaner ab die diese unter anderem im Norden entfuehrten. Bezahlt wurde dann auch mit Waffen.



Einzelzelle fuer renitente Sklaven auf der linken Seite. Jene fuer weisse Soldaten auf der rechten Seite. Beachte die Luft- und Lichtzufuhr durch das Tor! Die Maueroeffnung geht nur in die Soldatenarestzelle. Die Zelle Links hat in der Regel keiner lebend verlassen.



23. Januar.

Nun bin ich seit einer Woche auf einem Campingplatz am Meer vor Accra. Vor ein paar Tagen sind meine Reisekameraden angekommen. Wir werden zusammen weiterreisen. Ich bin froh darüber. Das Visum für Nigeria haben wir in der Tasche. Ebenso das "Visa Touristique Entente" für Togo, Benin, Burkina und Niger. Die hiessige Angola Botschaft gibt sich der inoffiziellen Visapolitik entsprechend Abweisend. Alle Transafrikareisenden mit eigenem Fahrzeug haben das gleiche Problem. DR Congo hat Ebola und keine passablen Strassen mehr. Und Angola "mauert" mit unnötig komplizierten Visavorgaben. Ideen von umschiffen bis überfliegen machen die Runde (600$ für ein Auto in einem russischen Transportflugzeug).

27. Januar

Wir sind seit zwei Nächten im Gästehaus einer deutschen Palmölfirma einquartiert. Wir warten noch auf unsere Reifen die per Seefracht unterwegs sind. Das Haus ist in einer Neusiedlung mit dem schrecklichen Namen "Comunity 18". Es gibt weit und breit keine Läden oder Restaurants. So verbringen wir viel Zeit im einige Autobahnkilometer entfernten klimatisierten Shoppingcenter. Hier sind die Menschen schön, auch schön angezogen, gehen elegant an Schaufenstern von Sony und Swatch vorbei und trinken richtigen Bohnencafe aus Porzellantassen. Hier gibt’s das "Busy-Internet" (Mail, Blog, Angolaproblem recherchieren), einen akzeptablen Do-it-yourself (Schmierspray, Eisenstange zum Ersatzreifenträger basteln), Apotheke (zum Malaria-Hammer-Medi poschten), Klinik für Malariatest und Läden für Käse(!), Yogurt und Wurst.

Und was noch zwischendurch so los war.

Die Reifen sind dann nach langer (Fuer Afrika wohl normaler) Wartezeit angekommen und durch den Zoll gebracht. Ich muss noch auf Geld warten, meine Reisekameraden fahren schon weiter. "Also bis dann in Togo!" Ich warte noch eine Nacht dann fraess ich hinterher. Schnell eine Roeschti bei “Chez Alice” in Lome (Togo) runterschletzen. Hier war ich schon 1991 zu Gast. Ich hab mir lange ausgemalt wie es sein wird wenn ich nach so vielen Jahren wieder dort reinschaue. Nicht das es damals ein grosses Erlebnis war, aber es sind fuer mich besondere Momente. Nun kann ich nicht bleiben, muss den Rueckstand aufholen. Als ich abfahre bin ich den Traenen nahe. Also gleich weiter nach Benin und Richtung Norden.

Via SMS versuchen wir den Treffpunkt abzumachen. Kommen die Nachrichten auch an? An einem wichtigen Kreuzungspunkt frag ich die Menschen ob sie hier weisse Motorradfahrer gesehen haetten. Ja, heute sei einer vorbeigekommen, haette etwas getrunken und sei dann weiter auf der Piste Richtung Nigeria. Ja, ein dunkelroter Tank und links uns rechts Zylinder. Aha, eine unserer BMW. Also ist schon einer vorausgefahren? Wo sind die anderen? Versuche anzurufen. Keine Antwort. Fahre den anderen entgegen. Wieviele Kilometer waren das gestern und heute? Von Ghana via Togo nach Benin, das halbe Land hoch. Komme gegen Abend in einem Staedchen an.

 Ja, hier seien Weisse mit Motorraedern gewesen. Die seien aber weitergefahren. Ich glaubs nicht. Also jetzt zuerst mal etwas trinken und ein Bett suchen. Spaeter dann ein paar SMS hin und her. Nun mag ich nicht mehr. Ich hab die Freude an dieser Art mit dem Motorrad zu reisen verloren. Der Bruch ist endgueltig. Schuldige gibts nicht, es ist einfach so wie es ist. Und meistens merkt man spaeter das es so schon recht gekommen ist. Anderntags ueberquer ich wieder die Grenze zu Togo. Fahr das Land runter.





Bleib ein paar Naechte bei “Alice” in Lome. Was sie ueber Voodoo zu erzaehlen hat ist schon verwirrend. Der Feticheur hat ihr noch jeden Diebstahl in den letzten dreissig Jahren aufgeklaert. Ein besonderes Land, hier seh ich Frauen stehend am Strassenrand pinkeln. Das ist Emanzipation! Ich mach wieder ein Visa fuer Ghana. Ich besuch das Internetcafe. Aha ein Mail von unseren deutschen Gastgebern in Accra. Was wir so machen und wo wir schon seien. Nach meiner Antwort das ich jetzt allein unterwegs bin und wieder nach Ghana zurueckfahre erhalte ich einen Telefonanruf. “Komm doch wieder ins Haus in Tema, kein Problem, wir freuen uns”. Das tut mir gut.

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