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18. März 2009 3 18 /03 /März /2009 16:02

Zurueck in Ghana treffe ich Mercy. Sie arbeitet bei einer suedafrikanischen Sicherheitsfirma und ist bei der nigerianischen Botschaft unter anderem dafuer zustaendig das kein mittelloser Nigerianer  das Botschaftsgelaende erreicht. Ich lernte sie kennen als wir das Visa fuer die weiterreise nach Nigeria beantragten. Sie hat sich zwischenzeitlich waerend der Arbeit das Armgelenkt verletzt. Der Arbeitgeber weigert sich Lohn zu zahlen. Selber schuld.


Freitag 20. Februar

Neulich beim Frühstück sahen wir eine Eidechse hinter dem Moskitogitter eines Fensters. Sie war also im Raum drinnen, bewegte sich nicht und war anderntags wieder (oder immer noch ) an der selben Stelle.  Diese Eidechsen sieht man wirklich überall. Mercy erzählte mir das Eidechsen spirituelle Tiere seien. Man sage, das sie mit dem Schwanz dreimal an eine Wand schlagen, um  durch die Wand gehen zu können. Das erklärt die Anwesenheit dieser Tierchen in absolut verschlossenen Räumen. Wir hören von einem Bekannten der seinen (ca. 30 Jahte alten) Bruder zu Besuch hatte. Während diesen Tagen ist der Bruder erkrankt und unerwartet schnell im Spital verstorben. Nun weiss dieser Mann das er seiner Familie erklären muss weshalb der Bruder bei ihm gestorben ist. Bei Unglücken wird davon ausgegangen das Magie im Spiel ist und die Suche nach dem Schuldigen wird aufgenommen. Das erinnert mich an jene Familie deren Gast ich in Guinea war. Eine Tochter hatte als junges Mädchen Leukämie. Unabhängig voneinander stellten zwei christliche Prediger bei Gebeten am Krankenbett fest das die Patientin verhext wurde! Und zwar von ihrer eigenen Tante. Diese stritt das zwar ab, aber ihr Ehemann gab es später auf dem Sterbebett zu. Also ein klarer Fall. Etwas weniger klar ist für mich die Gefahr die von behinderten Menschen ausgeht. In islamischen Gegenden gehört es ja zur religiöse Pflicht Almosen zu geben. In Guinea sah ich einen Bettler ohne Beine. Er sas bei einer Fussgängerüberführung. Ich fragte meine Begleiterin, eben jene Frau die als Kind Leukämie hatte, welcher Betrag als Almosen für diesen Mann angebracht sei. Eindringlich riet sie mir dafon ab solchen Leuten Geld zu geben. Häufig seien die mit den Kräften der Unterwelt verbunden und könnten einem dann das ganze Vermögen durch Magie entziehen. Ich hab bis heute mehrere Personen um ihre Meinung gefragt. Alle bestätigten mir das und rieten mir ab, Geld zu geben.

Montag 23.2.

Erste Töffreise mit Mercy. Der Küste entlang bis Cape Coast, dann nach Norden zum Kakum Nationalpark. Auf dem Weg noch bei einem Krokodilpark reingeschaut. Ich habs geahnt. Das müde Krokodil das mit überteuerten Innereien gefüttert wird wars auch nicht wert. Im Kakum Park gibt’s Spaziergänge im Regenwald mit Seilbrücken und Vögeln zu bestaunen. Wir melden uns für den Rundgang ab 5.30 Uhr morgens an. Beim eindunkeln verabschiedet sich die ganze Belegschaft. Gäste hats sonst keine mehr und so unterhalten wir uns mit dem Nachtwächter. Er geht uns im Dorf per Velo zwei Bier holen. Natürlich gibt’s wieder keine kleinen Flaschen. Mercy und der Nachtwächter erzählen Geschichten von Affen die Mädchen vergewaltigen und Zwergen die Babies entführen. Aus dem Wald hören wir sonderbare Schreie. Naja, morgen werden wir mehr wissen.

Dienstag 24.2.

Der Wald ist da, die versprochenen Vögel und die erhofften Affen nicht. Was solls. Zurück in Cape Coast nehmen wir an einer Führung durch die alte Festung teil. Sklavenhandel und so. Während der Weiterfahrt sehen wir einen Platz voller Zuckerrohrstangen. Der Geruch macht alles klar, hier wird Schnaps gebrannt.

Die Zuckerrohrstangen werden durch eine Walzenpresse geführt.

Der Saft gärt dann 16 Tage in Fässern. Danach wird der Alkohol über einem Feuer aus Bambusstangen herausdestilliert.

Wir übernachten im kleinen Fischerdörfchen Busua.

Mittwoch 25.2.

Vom Frühstückstisch am Strand schauen wir 4 Fischern und 5 Kindern zu, die eines der schweren hölzernen Fischerboote ins Wasser bringen. Die Szene wird durch die Hintergrundmusik so richtig originell. Aus den Lautsprechern des Strandrestaurants heult Countrymusik, schätzungsweise aus den 40er oder 50er Jahren. Im nächsten Dorf lass ich noch Batteriewasser am Töff nachfüllen. Unterwegs Richtung Norden kommen wir an vielen Plantagen mit Ölpalmen und Gummibäumen vorbei. Neben der Strasse sehen wir wie Palmöl gewonnen wird.

 



Palmöl Gewinnung:

- Palmfrucht kochen.

- In Maschine shredern um ölhaltiges Fruchtfleisch vom Kern zu lösen.

- Geschrederte Frucht auspressen.


- Öl mit Kräutern und Zwiebeln aufkochen und nach erkalten abfüllen.


Palmkernöl Gewinnung:

- Ausgepresstes Fruchtfleisch an der Sonne trocknen.

- Getrocknetes Fruchtfleisch durch Sieben von den Nüssen trennen.

- Nüsse rösten und danach shredern

- Kerne von Schalenresten trennen und zermahlen.

- Kernpulver erwärmen und Öl abschöpfen.

- Palmkernöl erkalten lassen und abfüllen.

 


Kurz danach besichtigen wir eine Ölpalmenplantage deren Besitzer auch noch Palmschnaps brennt.



Nach ca. 40 Jahren der Nutzung wird die Ölpalme gefällt. An ihrem oberen Ende wird ein Loch gehackt aus dem dann bis zu drei Wochen lang täglich ca. 4 Liter Saft austritt. Dieser Saft vergärt dann in Fässern zu Palmwein. Daraus kann dann durch destillation noch Schnaps gebrannt werden. Gegen Abend passieren wir noch einen Ort wo Männer auf eigene Rechnung Gold abbauen.





 Tatsächlich, eine Schaufel zu Sand gemahlener Kies wird mit Wasser ausgespühlt und schon sieht man da und dort Gold glänzen.

Beginnender Regenfall lässt uns ins nächste Dorf flüchten. Schnell unter ein Wellblechdach, das Gewitter ist übel. Kinder duschen unter Regenrinnen.

Freitag 6.3.09

Heute ist der 52. Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas von Grossbritanien. Wir fahren an einen Strand ausserhalb Accras. Da aus aufgestapelten Lautsprechern Musik klirrt kostet es 3 Cedi Eintritt. Eine Gruppe Frauen mit T-Shirt´s einer Kirche (Pentecost, Pfingstgemeinde) ist freudig am vorbereiten ihres Strandausfluges. Einige wippen im Takt von Lil Wayne´s "Lollipop" (she lick´s me like a lollipop...). Am Strand wird Fussball gespielt, Kinder baden und etwas weiter weg verrichtet eine alte Frau ihre Notdurft. Einige ältere Frauen stehen am Wasser, oben-ohne. Ein Loch ist gegraben. Eine Zeremonie. Hat etwas mit Witwen und traditionellem Glauben zu tun. Beim relaxen im Bungalow schauen wir etwas fernsehen. Nationales TV. Eine Aufzeichnung eines Gottesdienstes einer dieser unzähligen eigenartigen christlichen Kirchen. Tausende hören in einem Stadion dem Pastor zu. Ein halbes Dutzend Frauen und Männer werden zum Pastor geführt. Sie erzählen wie sie durch des Pastors und Gottes Hilfe von ihren Leiden geheilt wurden. Stume können wieder reden, Blinde sehen und Lahme gehen. Zum Schluss versetzt sie der Pastor durch eine leichte Berührung in Ohnmacht. Wunder geschehen live am TV! Diese Kirchen nennen sich "Winners Chapel" oder "Action Chapel International".






Sonntag 15.3.09

Ich besuche einen schwedischen Fussballtrainer in Sierra Leone. Kenia-Airways fliegt mich zum Lungi Airport der durch eine Bucht von Freetown getrennt ist. Der Einreisestempel ist schnell im Pass, das Zahlenschloss am Koffer ist verwürgt, aha. Freetown erreicht man vom Flughafen per Taxi in 7-8 Stunden. Per Helikopter für 100$ in wenigen Minuten. Bleibt noch Hoovercraft, Autofähre und Motorboot. Wir kaufen Tickets für die Autofähre. Pech gehabt, die kommende Fähre sei für den Präsidenten reserviert. Nach 3 Stunden legt die nächste an.

Voll mit Supportern des Präsidenten. Ein Mercedes Reisecar demoliert sich Front und Heck an den zu schrägen Abfahrrampen.  Autos und Menschen überall. Die Fähre legt ab, kämpft gegen den Wind. Drinnen sorgen ein CD Verkäufer mit seiner Musikanlage und zwei Clowns für Unterhaltung.

Ankunft im dunkeln. Scheinwerfer blenden. Autos beleuchten die Masse, schieben Menschen zur Seite. Ich spüre eine Hand in meiner Hosentasche, packe zu. Der Dieb macht unschuldige, grosse Augen. Glück gehabt, die Kameratasche war auch schon offen! Wir streiten um ein Taxi. Alle Strassen sind verstopft. Wieder muss der Präsident als Schuldiger herhalten. Um 22 Uhr erreichen wir das Hotel. Mehr als 6 Stunden vom Flughafen bis in die Stadt sind schon recht übel. That´s africa: Chaotisch, ineffizient, laut, staubig.

 

 

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