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24. März 2009 2 24 /03 /März /2009 15:21

Freetown: Auch gleich um die Ecke zu Hause, die UNO.

Donnerstag 19. März

Ausflug in den Outamba-Kilimi Nationalpark im Nordwesten. Um 5 Uhr aufgestanden. Im Dunkeln zum Roundabout gestrauchelt. Sammeltaxi Richtung Stadt. Super Musik. Warten auf das Nächste. Menschen sind unterwegs im Dunkeln. Weit vorne erhellen zwei Strassenlampen die Szene. Am östlichen Ende der Stadt stehen die Toyotabuse (Poda-Poda genannt mit Platz für ca. 19 Personen) und Sammeltaxis die nach Makeni fahren. 8 Meilen vor Makeni ist der Benzintank leer. Während wir warten, Unterhalten wir uns über Politik. Auf dem hektischen Bushof in Makeni langes warten im Poda-Poda bis der letzte Platz belegt ist.
Die lange Pistenfahrt staubig aber abwechslungsreich. Überall wird gehalten, ein- und ausgestiegen, ein- und ausgeladen. Verkäufer reichen Essen, Getränke, Kolanüsse etc. durchs Fenster.

Jeweils etwas vor den Police Check-Points (Erkennbar an einer Schnur die quer über die Piste gespannt ist) springen die 2 Dachpassagiere ab, passieren die Polizisten zu Fuss und klettern dann wieder aufs Dach. Dachfahren ist nämlich verboten. In Kamakwie dann hektisch essen kaufen (Im Park gibt’s nichts zu essen).

Töfflitaxi schnappen und ab in den Busch. Drei Radausbauten später erreichten wir das Camp am Rande des Nationalparks. Einen Plattfuss an einem chinesischem Motorradschlauch mit chinesischen Flicken und Leim zu reparieren führt nie (!) beim ersten Versuch zum Erfolg. Das ist Teil der "Sufferness" Afrikas, sich mit chinesischem Schund begnügen zu müssen. Dafür erklingt aus dem Motorrad nach drehen des Zündschlüssels eine fröhliche Melodie. Nach Hüttenbezug und Kübeldusche werden wir von drei Engländerinnen zum Bier eingeladen. Ihre beiden einheimischen Fahrer erklären uns später das eine der Frauen Deputy High Commishener Grossbritaniens sei. Aha, darum die Diplomatennummernschilder. Das Buschfeuer, von den Bauern entfacht, kommt immer näher.

Schulhaus im Busch:

Freitag 20. März.

Ja doch, ein paar Affen und Vögel waren hoch oben in den Bäumen zu sehen. Per Kanu zu den Flusspferden war auch OK.


Samstag 21. März.

Während der Rückfahrt mit einem Poda-Pada genannten Büschen wird die erste Zwangspause durch einen Plattfuss und die zweite durch eine herausgefallene Radachse verursacht. Der Fahrer und seine zwei Helfer erwiesen sich als fähige Mechaniker. Nach einer halben Stunde ist die Radachse wieder an ihrem Platz, weiter geht’s.

In Makeni umsteigen in ein Taxi. Vorne und hinten je 4 Personen. Und das in einem normalen PW! Besonders der Passagier der mit dem Fahrer zusammensitzt muss wissen wie er seine Arme und Füsse richtig faltet.


Auffallend viele Mangobäume. Hügelige Landschaft mit Reisfeldern in den Senken. Kleine Shops von Diamantenaufkäufern.

Sonntag 22. März.
Das Staedchen Kabala im Norden. Von einem Huegel aus betrachtet:


Zwei Jungen bei einer Felskante beim Holzabwurf:

Abend in Kabala.

Draussen vor dem Guesthouse, sitzen wir auf Plastikstühlen und versuchen im Schein der 40 Watt Glühbirne das Leben im Quartier zu ergründen. Die Nachbarn flanieren vorbei, Kinder springen herum. Die Hühner sind schon schlafen gegangen. Wenn ein Motorrad wendet und die Häuser erhellt, sieht man das überall Menschen auf den Veranden sitzen. Die Moskitos ignorieren das Antimoskitomittel grosszügig. Die sind da nicht so heikel. Und alles voller Mangobäume. Da kommt mir das Lied in den Sinn das Ursula Andress damals im Film "James Bond Dr. No." trällerte: "Under the Mango Tree". Drei Kinder lugen hinter einem Pick-up hervor und studieren uns. Aus den Boxen blubbert wieder mal Reggae. In dem Provinzstädchen Kabala gibts zwei Guesthouses, Paygay´s sei das bessere. Der Generator liefert die ganze Nacht Strom. Weisse Geschäftsleute unterhalten sich leise mit lokalen Partnern. NGO Leute kommen auf ein Bierchen vorbei und drei Prostituierte warten vergebens auf Kundschaft.

 

Montag 24. Maerz.

Rueckfahrt nach Freetown. Die dominierende lokale Sprache  ist Krio. Die Sprache der ehemaligen Sklaven in den USA. Durch den hohen Anteil an englischen Woertern koennte man es fast verstehen:

Ausflug zu einer Station die sich um Schimpansen kuemmert.
Bei der Jagd nach "Bushmeat" werden die Jungen der erlegten Eltern eingefangen und als Haustiere verkauft. Nun werden solche Tiere beschlagnahmt und in dieser Station gepflegt. Theoretisch sollen sie wieder ausgewildert werden.


Es gibt sie wirklich diese drei Affen "Nichts sehen - Nichts hoeren - Nichts sagen".


"Hallo, ja Du. Schalt doch mal den Strom ab an diesem nervigen Zaun"




In der Hauptstadt kann man recht teure Fruechte kaufen. Auf dem Land oft schwer zu finden.

Samstag 28. März.


Sierra Leone ist bekannt für seine Strände. Am Strand von Lakka mit seinen drei Bungalowanlagen (Total wohl kaum mehr als 12 Zimmer) trifft man interessante Gäste. Keine Touristen sondern Weisse die im Land arbeiten. Einer davon ist der englische Verteidiger des ranghöchsten Rebellenkomandanten des Bürgerkrieges. Er hat seinen Arbeitsplatz für ein paar Tage an den Strand verlegt.

Am zweiten Tag kommt noch ein Ehepaar dazu. Sie sind vor 40 Jahren von Deutschland ins Welschland gezogen. Vor einigen Jahren haben sie hier in der Provinz ein Spital mit 100 Betten aufgebaut. Das Spital wird durch Spendengelder finanziert.

Irgendwann kommt man dann auf das weitverbreitete Lügen, Betruegen und Klauen zu sprechen. Die Magie (Eines meiner Lieblingsthemen) hilft dann häufig bei der Suche des Schuldigen. Um die Fähigkeit eines Zauberdoktors zu testen wird dann z.Bsp. eine Münze auf dem Grundstück vergraben. Der Möchte-gern-Ermittler muss dann zuerst die Münze finden. Eine Zauberin hätte da mal zwei Wochen vergebens gesucht...  Ein deutscher Rentner erklärte mir wie so eine Prüfung ablaufen kann. Die Verdächtigten hätten einen Kreis bilden müssen in dessen Mitte eine Aluschale am Boden stand. Nach Beschwörungen des Magiers sei die Schale vom Boden an den Bauch des Diebes gesprungen! Er hätte es mit eigenen Augen gesehen. Ihm seien alle Haare zu Berge gestanden. Wenn durch Prüfungen aller Verdächtigten der Schuldige nicht gefunden werden kann, bleibt als letztes Mittel die Androhung oder tatsächliche Verfluchungen des unbekannten Täters. Der Fluch kann auch auf die ganze Familie ausgeweitet werden.  Aus den Zeitungen ist ein Fall bekannt wo am Ende sieben Familienmitglieder an Krankheiten starben. Die Bestohlene und der Magier der das sterben hätten stoppen können waren trotz Zeitungsaufruf nicht auffindbar.

Heute ist viel los am Strand. Ein Schulausflug dominiert mit lauter Musik und Gejohle. Grüppchen ziehen herum, flirten, provozieren. R&B, Rap, Techno. Jungs in qoolen Kleidern, Mädchen schwingen sexy ihren Hintern. Die Strandhändler bringen Kokosnüsse und Nüsschen. Allen geht’s gut. Und dann humpelt ein kleiner Junge der Kinderlähmung hat vorbei. Ein Holzstecken als Stütze, das linke Bein und die linke Hand verkrüpelt. Im Sand kommt er nur schwerfällig voran. Fast alle haben es lustig.

 

 

 

1.April 2009 http://www.ssldf.com

Wir besuchen Harald Pfeiffer in Makeni. Ihn haben wir ja in Lakka, am Strand kennengelernt. Er zeigt uns das Spital das er aufgebaut hat. Alles steht sauber da. Es kaemme einem nicht in den Sinn welche Energie und Ausdauer noetig war und immer noch ist um diesen Traum zu realisieren. Ich frage Harald woher er ueber all die Jahre die Kraft erhielt um nicht einfach den ganzen Bettel hinzuschmeissen. Er zeigte nur mit dem Finger nach oben zum Himmel. Schwierigkeiten gibts ja genug. Das Klima ist ermuedend. Behoerden helfen nicht sondern stellen Vorderungen. Geldgeber  denken manchmal wer-zahlt-der-befiehlt. Personal stiehlt. Baufirmen machen uebertreuerte Offerten. Und wenns dann fertig ist kommen auch gerne "wichtige" Leute wie der Staatspraesident oder David Beckham zu Besuch:
http://www.ssldf.com/news.htm 
Ich habe ein paar Ausfluege im Land unternommen. Ich bin an vielen Siedlungen vorbeigefahren. Das Leben spielt sich ja meistens im freien ab. Manchmal sah ich Menschen mit Kinderlaehmung. Aber alles-in-allem koennte man von der Strasse aus betrachtet denken das das Leben hier zwar karg aber ertraeglich ist. Aber etwas weiter hinten im Busch, da sterben Kinder an Unterernaehrung. Man sagt zwar "seeing is beleving", aber ein paar statistische Zahlen bringen einem machmal mehr bei.
Wir uebernachten im nahegelegenen Motel. Und siehe da. Wir erhalten das Zimmer 204 in dem Mr. Beckham genaechtigt hat! Das Bett strahlt schon etwas aus. Und erst das sitzen auf der Toilette die schon der grosse Fussballstar benutzt hat, aah.

 

Der geneigte Besucher beachte bitte unten links die Flip-Flops.Es liegt ja nahe das auch sie von "ihm" benutzt wurden.

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